"Nahrung für Leib und Seele" - Ökumenischer Pilgertag in Fischbachtal
Mit den Fragen „Was nährt uns? Was macht uns satt?“ kamen am 6. Juli
zahlreiche PilgerInnen an der St. Jost-Kapelle im Wald bei Niedernhausen
zusammen. Der gemeinsame Eröffnungsgottesdienst an dem strahlend
schönen Sommermorgen stimmte die Gruppe ein – auf einen frohen und
besinnlichen Tag auf dem rund 17 Kilometer langen St. Jost-Pilgerweg
rund um das idyllische Fischbachtal.
Wie ernähren wir
Menschen uns in der heutigen Zeit? Und was nährt uns, so dass wir satt
werden? Es ist sicher nicht entscheidend, wie viel wir von etwas essen,
sondern was wir essen. Immer neue Lebensmittelskandale, die Zerstörung
globaler Ressourcen und die oft so grausame Haltung und Tötung von
Tieren für die wirtschaftlich effiziente Produktion von Nahrungsmitteln –
gleichzeitig aber auch Armut und Hunger für Millionen von Menschen: Der
Mangel in vielen Teilen der Erde scheint immer häufiger verursacht
durch den Überfluss, in dem andere leben. Doch welchen Ausweg gibt es
aus dieser weltweiten Krise? Wie gelangen wir zu einer gerechteren
Verteilung unserer Lebensmittel? Und wie gelangen wir zu einem
„menschlicheren“ Umgang mit den Lebewesen, die uns ernähren?
Mit
diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die TeilnehmerInnen des
diesjährigen ökumenischen Pilgertags beim Eröffnungsgottesdienst, bei
den insgesamt 6 Andachten und natürlich unterwegs.
Die Speisung der 5000
Wegweisende
Antworten gibt die Bibel zum Beispiel mit der Erzählung von Jesus, der
seine Jünger mit nur 5 Broten und 2 Fischen 5000 Menschen satt machen
ließ. Und am Ende blieb sogar noch mehr als genug übrig. Das Gleichnis
zeigt: Verzicht nutzt uns, denn Teilen hilft bei der Vermehrung unserer
Ressourcen und damit der Sättigung aller.
Jesus heilt ein Pferd
Genauso
erzählt ein apokryphischer Text von der Haltung Jesu gegenüber Tieren:
Ein Mann schlug sein Pferd, weil es unter seiner Last zusammengebrochen
war. Doch weder er noch die Jünger Jesu‘ erkannten das Leiden des
Pferdes nicht – weil sie stumpfsinnig glaubten, wer ein Tier für Geld
gekauft habe, dürfe damit machen was er wolle. Jesus aber heilte das
Pferd und befahl seinem Besitzer, das Tier künftig gerecht zu behandeln,
da er sonst selbst genauso würde leiden müssen – unter Krankheiten und
Seuchen. Die physische und psychische Verfassung unserer Nutztiere wirkt
sich schlussendlich auch auf uns und unsere Gesundheit aus – ob wir sie
essen oder nicht!
„Tu deinem Leib Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen”
Dieses
Zitat der spanischen Mystikerin Teresa von Ávila steht sinnbildlich für
den ökumenischen Pilgertag im Fischbachtal. Das Pilgern, die
körperliche Anstrengung und die geistige Einkehr beim Gehen reinigt die
Seele und öffnet das Auge für vieles.
So zum Beispiel für die
frische, blühende Natur an diesem wunderschönen Sommertag, die
verbliebenen Sturmschäden im Wald, die Tiere, Pflanzen und natürlich
auch für die Nahrung, die an der Station „12 Apostel“ und bei der
Schneckenkapelle in Billings verköstigt wurde. Den Abschluss des
gelungenen Tages bildete der Taizé-Gottesdienst in der Kirche von
Niedernhausen zum Thema „Sehnsucht und Erfüllung: wonach hungert mich?“
Danksagung
Der
Dank der Veranstalter gilt zunächst Revierförster Coumont, seinen
Waldarbeitern und dem gemeindlichen Bauhof, ohne deren Einsatz beim
Freiräumen der Wege von den Gewitterschäden der Pilgertag nur schwer
realisierbar gewesen wäre. Außerdem bedanken sie sich sehr herzlich bei
den engagierten Gestaltern dieses Tages, Pfarrerin Herrmann-Winter,
Pfarrer Stoklossa, Kaplan Biju, Dekan Meyer, Herrn Kühn, Frau Tran,
Herrn Friedrich. Das Thema dieses Tages war inspiriert durch die
Aktivitäten der Initiative „Fischbachtal kreativ“, die sich für eine
nachhaltige Entwicklung einsetzt und das Jahr 2013 dem vielschichtigen
Thema Ernährung widmet. Großen Dank auch an die über 40 PilgerInnen, die
an der diesjährigen Wanderung teilnahmen und zu den genannten Fragen
diskutierten, sich austauschten, teilten, lachten, neue Kontakte
knüpften und die Pilgerwanderung so zu einem unvergesslichen Tag werden
ließen.